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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Bd. 2 - S. 242

1854 - Leipzig : Engelmann
242 Erste Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts. „Die Macht und der Reichthum Englands wuchs mit jedem Jahr, das Fabriksystem, die Gewerbe, alles, was Geld giebt und mit Geld bewirkt wird, blühte, die Reisenden konnten nicht satt werden, zu loben und zu bewundern, sie sahen nur die Oberfläche, die mit Goldblech bedeckt war. Den Jammer der Millionen Irlands vergaß man über Pracht- gebäuden , Gallerien, Bewirthung der wenigen Reichen; die Lhräncn der von speculiren- den Pächtern vertriebenen Schotten flössen im Stillen; das Elend, die Qual und die Laster der Tausende vonkindern und unglücklichen Arbeitern in den Fabriken bemerkte Nie- mand, denn die Paläste der Fabrikherren und die Aussuhrlisten blendeten den gierigen Hausen. Unstreitig verbreitete sich damals mehr wie jetzt auch über den Mittelstand große Behaglichkeit und selbst Reichthum; aber dieser Mittelstand gewöhnte sich zugleich an ein- gebildete und künstliche conventionelle Bedürfnisse und ward Affe und Sclave der Reichen. Mit dem wachsenden Reichthum mehrten sich die Lasten, und die Erfinder aller Maschinen erfanden endlich eine Maschine der Besteuerung, die früher oder später in allen Ländern allen Besitz in die Hände weniger Reichen, Wucherer, Speculanten, der Regierung und ihrer Creaturen bringen wird."----- „Schottland ward inniger mit England vereinigt, die ödesten Gegenden wurden angebaut, große Capitalien angewendet, um nach neuem System, nach den Grundsätzen einer ganz neuen Wissenschaft zu benutzen, was bisher gar nicht, oder nur nach alter Sitte unvollkommen bebaut war. Die Cultur Englands ver- breitete sich über ganz Schottland, bequemes und behagliches Leben trat in ganzen Gegen- den an die Stelle der Armseligkeit und des Mangels, welche sie vorher gedrückt hatte. Der Reisende bewunderte die umgeschaffenen Haiden und Moore, der Wohlstand, die Reinlich- keit und Nettigkeit entzückte ihn, er verkündigte bei seiner Rückkehr im Vaterlande die Blüthe der Manufacturen und Fabriken. Reichthum, Glanz, Gastfreundschaft englischer Gutsbesitzer waren sprichwörtlich, ein reicher, großartiger Engländer Theatergott aller Romane; aber gerade über das, worüber die Reisenden und die Menge jauchzen, klagt der denkende und einsame Forscher, daß alle Poesie des Lebens dem Gelbe gewichen sei. Die einst glücklichen, wenn gleich sehr armen Vasallen der Güterbesitzer mußten nach wenigen Jahren den geliebten Boden neuen betriebsamen Pächtern überlassen, sie schieden im Jam- mer von den Gräbern der Väter und von der Erinnerung der Vorzeit, um in Amerika eine Freiheit ohne Geschichte, ein Glück ohne Poesie zu suchen. Mit dem Patriarchalischen und Wilden entwich der heroische Sinn, verschwand das Leben der Armuth und Natur; Geld ward überall einziges Ziel des Strebens, und jetzt gilt von der Tiber bis zum äußersten Thule nur Geld allein, es herrscht nur Schmutz des Erwerbs." 2. Der Norden und Osten Europa's. r») Der große nordische Krieg 0*4»**—1918). §.640. Karl Xii. und seine Gegner. Schweden stand bei dem Tode Karls Xi. auf dem Höhepunkt seiner Macht. Der staatskluge Despotismus des Königs hatte der Krone unumschränkte Gewalt verliehen, die vollständige Einziehung des entfremdeten Kronguts (§. 589.), verbunden mit der Sparsamkeit des Monarchen, hatte die Staatskasse gefüllt und die Abtragung der Schulden und die treffliche Ausrüstung des Heeres und der Flotte möglich gemacht. Im Besitze der Küstenländer und der reichen Städte Wismar,Stralsund, Stettin,Riga und Reval beherrschte Schwe- den den Handel der Ostsee und deckte die Armuth des eigenen Landes durch

2. Bd. 2 - S. 462

1854 - Leipzig : Engelmann
462 Die Zeit des heiligen Bundes, Verar- smurig. 1819. Irland. Vortheilhafte Handelsverträge mit den meisten Staaten Europa's und Amerikas gewährten der britischen Industrie, die unter dem Schutze eines freien Staatslc- bens einen nie gesehenen Aufschwung nahm, einen großen Markt. Durch seine festbegründete Verfassung mit Druck- und Redefreiheit und genauer Be- grenzung der Volks- und Königsrechte und durch die lebendige Achtung vor dem anerkannten Gesetz erregte England den Neid der andern Nationen. Aber bei die- ser hohen Macht und Blüthe nach Außen litt der Staat an unheilbaren Wunden: 1. Wahrend ein kleiner Theil des Volks unermeßliche Reich thümer aufhaufte, sank die große Masse zur drückendsten Armuth herab. Die kostspieligen Land- und Seekriege und die unermeßlichen Hülfsgelder, die den Regierungen des Festlandes gewahrt wurden, steigerten die Nationalschuld aus beinahe 900 Millionen Pfd. St., so daß die Jahreszinsen gegen 34 Mill. Pfd. betrugen. Diese enorme Schuldenlast, verbunden mit einer verschwenderischen Hofhaltung, trieb die Staatsausgaben zu solcher Höhe, daß nur durch eine stets zunehmende Besteuerung der Handelsartikel, Lebensmittel, Einkünfte (Einkommensteuer), Hauser und Grundbesitzungen die nöthigen Sum- men aufgebracht werden konnten. Dies hatte die Verarmung des kleinen Land- eigenthümers und der Gewerbsleute von geringem Capital zur Folge; der Grund- besitz kam in die Hände begüterter Edclleute, die durch gesteigerten Pachtzins und durch Erwirkung von Korn gesehen gegen jede Einfuhr fremden Getreides ihre Einkünfte zu mehren wußten; die Industrie siel den reichen Fabrikherren anheim, die durch Ausdehnung des Geschäfts die weniger Bemittelten überflügelten; so verschwand allmählich der H an d we rk er st an d; der bürgerliche Mittelstand, der Kern jeder Nation, nahm ab, wahrend die Zahl der Fabrikarbeiter, die von der Hand zum Mund leben, auf bedenkliche Weise sich mehrte. Schwere den Ge- meinden auferlegte Armen steuern und zeitweise Zuschüsse der Regierung ver- mochten dem Elende nicht zu wehren; zumal da das Festland, das wahrend der Eontinentalsperre seine eigenen Kräfte gebrauchen gelernt, sich eine eigene Industrie schuf und den englischen Waaren einen weniger günstigen Markt bot als sonst. Von Noth und Mangel getrieben versuchten die Proletarier wiederholt durch Aufstande sich eine bessere Lage zu erkämpfen, aber ihr ungesetzliches Beginnen schlug jedesmal zu ihrem Schaden aus. Leicht wurde der wehrlose Haufen von der Militärmacht zu Paaren getrieben; allein die blutige Züchtigung der Insurgenten in Manchester hat der Regierung harten Tadel zugezogen. Die Suspensi on d e r H a b ea s - C o rpusakte (§. 622.), ein Mittel, zu dem schon Pitt wiederholt schreiten mußte, wurde mehrmals zur Dampfung dro- hender Aufregung angewendet. . 2. Jrlan d ist bis auf den heutigen Tag der wunde Fleck im englischen Staatskörper. Die Mißhandlungen früherer Geschlechter haben zwischen England und Irland eine Kluft erzeugt, welche die Vereinigung der beiden durch Natur, Religion und Einrichtung verschiedenen Völker nie vollkommen werden ließ. Die durch geheime Einverständnisse mit Frankreich genährte Unzufriedenheit der Ir- länder drohte wiederholt in Empörung überzugehen, was die Engländer nöthigte, auf ihrer Hut zu sein, und da sie die Forderungen der Nachbarn nicht gewähren wollten und ihre Zugeständnisse jene nicht zufrieden stellten, so blieb ihnen nichts übrig, als den gährenden Geist durch Strenge niederzuhalten. Zwei Dinge, durch ein altes Unrecht erzeugt, erregten besonders den Haß des irischen Volks, die harte Behandlung des armen Landvolks durch ihre Grundherren, die einst aus Eng-

3. Bd. 2 - S. 514

1854 - Leipzig : Engelmann
514 Die Zeit des französischen Bürgerkönigthums. deren Pannoniens sprechen sie die Herrschaft über die übrigen Bewohner germa- nischen und slavischen Ursprungs an und wollen die einst von ihnen bezwungenen Völkerschaften an den südlichen Grenzmarken, die Slavonier, Kroaten (Raizen, Ruthenen) u. a. nicht als Gleichberechtigte, sondern als Unterworfene behandeln. Stolz auf ihre Abstammung und Nationalität bewachen die Magya- ren neidisch ihre Stammeigenthümlichkeiten, ihre Sprache, Sitten und Einrich- tungen; ja um vom Auslande unabhängig zu sein und die Landesindustrie zu heben, bildeten sich Vereine, mit der Verbindlichkeit, zu Nahrung, Kleidung und häuslichen Bedürsniffen sich nur einheimischer Erzeugniffe zu bedienen. Stand- haft und muthig verfochten sie gegen die despotische Regierung ihre angestammten Rechte und Freiheiten, aber weniger gerecht als tapfer und herrschsüchtig versagten sie die Güter, die sie für sich so entschieden in Anspruch nahmen, ihren Unter- thanen. Sie verdrängten von ihrem aus einer Adelstafel (Magnaten) und einer Ständetafel bestehenden Reichstag die seit langeher gebräuchliche latei- nische Sprache durch die magyarische, ohne Irücksicht auf die andersredenden Völ- kerschaften; sie bestanden darauf, daß nur Ungarn (Magyaren) die höhern Mi- litär- und Beamtenstellen bekleiden dürften und während sie das Band, das sie mit dem östreichischen Kaiserstaat zusammenhielt, immer mehr zu schwächen be- müht waren, suchten sie zugleich die Herrschaft des Magyarenthums fester zu be- gründen. Um aber nicht das Loos des polnischen Adels zu theilen, lernten die Edelleute noch rechtzeitig Mäßigung und Klugheit. Die Stände bewilligten ein Urbarialgesetz, das dem Bauer Ablösung der Feudallasten und ein freies Eigenthum zugestand und hoben die lange bestandene Steuerfreiheit des Adels auf. Dadurch wurde das Magyarenthum in sich einiger und stärker. 3. Pauperismus und Social-Reformen. tz. 808. Das Proletariat. Die große französische Revolution, nach praktischer Verwirklichung des Grundsatzes der Freiheit und Gleichheit strebend, hat die Fesseln der Unfreiheit, welche die frühem Geschlechter dem Nie- driggebornen, Armen und Geringen angelegt, zersprengt und damit die untern, auf Erwerb durch Handarbeit angewiesenen Klassen als vollberechtigt den höhern Ständen zur Seite gestellt. Die Lastträger der menschlichen Gesellschaft, die zu den schweren körperlichen Arbeiten und zu den untern Geschäften des Lebens noth- wendigen Menschen, die in den Republiken des Alterthums rechtlose Sc laven waren, im Mittelalter theils leibeigene Bauern, theils Gesellen und Knechte ohne politische Rechte, ohne Eigenthum, Besitz und persönliche Frei- heit, traten nunmehr als gleichberechtigte Staatsbürger ins öffentliche Leben ein, mit den Ansprüchen auf das Recht der Existenz durch Arbeit und auf Gründung einer Familie durch Verheirathung, ein Recht, das in frühern Zeiten wesentlichen Beschränkungen unterlag. Als die Stürme der Revolution vorüber waren, als Ackerbau, Gewerbfleiß, Industrie wieder aufblühten und mit den Künsten des Friedens Wohlstand, Lebensgenuß und Luxus einzogen, da zeigten sich bald die Folgen der Auflösung der frühern gesellschaftlichen Bande. Die unbegrenzte Theilbarkeit der Güter und die gleiche Erbberechtigung aller Kinder vermehrte den Stand der Grundbesitzer ins Unendliche und schuf einen freien Bauernstand von kleinem Grundeigenthum. Die Anfangs erfreuliche Erscheinung wurde die Quelle unsäglichen Elends. Durch die mit jeder Generation sich mehrenden Thei- lungen wurde der Grundbesitz dermaßen gespalten und vermindert, daß nur wenige Familien von dem Ertrag leben konnten; atls freien Bauern wurden daher all-

4. Bd. 2 - S. 515

1854 - Leipzig : Engelmann
Pauperismus und Social-Reformm. 515 mählich Taglöhner, die viel nachtheiliger gestellt waren, als früher die Leibeigenen, denen der durch Feudalgesetze und Pietätsverhaltnisse gebundene Gutsherr in Zei- ten der Noch oder bei Krankheiten und Unglücksfällen Hülse und Unterstützung gewähren mußte, während jetzt der selbständige Taglöhner lediglich auf die eigenen Kräfte angewiesen war und für sein Aeckerchen und seine Lehmhütte noch Abgaben an den Staat zu leisten und zu den Gemeindelasten beizutragen hatte, nicht zu ge- denken der Zehnten und Feudalabgaben, die in manchen Ländern noch dazu kamen. Die Noch trieb zum Schuldenmachen; siel der Bauer Wucherern und Juden in die Hände, so war er in wenigen Jahren um sein Eigenthum; im besten Fall schleppte er sein mühe- und sorgenvolles Leben bis zu einem mäßigen Alter und hinterließ dann eine darbende Familie. Noch schlimmer gestalteten sich die Zustände in den Städten. Die 'Aufhebung aller beschränkenden Zunft- und Jnnungsverhältnisse vermehrte den freien Handwerker- und Gewerbsstand der- gestalt, daß eine übermäßige Concurren; eintrat, die verbunden mit der größeren Wohlfeilheit der Fabrikerzeugnisse, den Absatz beeinträchtigte oder den Preis der Arbeit allzusehr herabdrückte und somit bewirkte, daß das Handwerk die Familie nicht meher ernährte. Die geringen Handwerker und die große Menge selbständig und frei gewordener Gesellen traten daher in die Dienste reicher Fabrikherren, deren Zahl mit jedem Tag sich mehrte, da bei der zunehmenden Herrschaft des Geldes und der Verminderung der Standes - und grundherrlichen Rechte, die höhern Stände ihr Vermögen vorzugsweise solchen Gewinn bringenden Unter- nehmungen zuwendeten. Der Fabrikarbeiter, der von seinem täglichen Lohn sich und sehr häufig eine Familie ernähren mußte, war nicht viel mehr als der Sclave des Fabrikherrn, dem er politisch gleichstand; kein Gesetz schützte ihn vor der will- kürlichen Entlassung; nahmen seine physischen Kräfte ab, so minderte sich sein Lohn. Das Kapital erlangte eine Herrschaft und eine despotische Macht, wie sie kein bevorrechteter Stand früher besessen. Dazu kam, daß durch das aus eine schwindelnde Höhe getriebene Creditwesen der Werth des Geldes sich sehr vermin- derte, der Lohn des Taglöhners und Arbeiters mit dem Gewinn des Handels- und Fabrikherrn in keinem Verhältnis stand und der Preis der Lebensbedürfnisse und der gesteigerte Luxus die Kluft zwischen Reichen und Armen, zwischen den be- vorzugten Ständen, die sich im Besitz von Kapital, Bildung und Talent befan- den und dem Arbeiterstande, der sich nur aus die physische Kraft stützte, immer ausfallender zu Tage kehrte. Diese socialen Mißstände nahmen während der lan- gen Friedensjahre, die das Gebiet der Industrie, die Macht der Bildung und die Zahl der Bevölkerung ins Unendliche erweiterten und steigerten, bedeutend zu und mehrten die Klagen über zunehmende Verarmung (Pauperismus). Der Zu- stand der Freiheit und Gleichheit, für dessen Begründung Ströme von Blut geflossen, schien der Menschheit ferner als je gerückt. Was hat die Welt gewonnen, so fragte man, daß der dritte Stand, die Bourgeoisie, dem Adel und Klerus gleichberechtigt zur Seite trat, wenn nun diese nämliche Bourgeoisie, mit einem Theil des Adels verschmolzen, den vierten Stand der besitzlosen Arbeiter (Proletarier) in größerer Knechtschaft hält, als er selbst sich je befun- den^ Ist das Recht der Gleichheit ein begrenztes? Hat die Revolution der Kirche ihre Besitzungen, dem Klerus den Zehnten, dem Adel die grundherrlichen Einkünfte, die sie seit vielen Jahrhunderten als Eigenthum besessen, nur deshalb entrissen, damit das Eigenthum des Mittelstandes vermehrt werde und die arbei- tende Klasse in größere Abhängigkeit und Dienstbarkeit gerathe? So lange die kriegerischen Großthaten und die mächtigen geschichtlichen Ereignisse der Revolu- tionszeit und der Napoleonischen Herrschaft die Aufmerksamkeit der Völker fessel- 33*

5. Bd. 2 - S. 519

1854 - Leipzig : Engelmann
Pauperismus und Social-Reformen. 519 noch nicht verderbten Menschennatur verdrängte und durch Vorlesungen, Lractätchen und Missionare eine Wiedergeburt der menschlichen Gesellschaft mittelst Vereine zu gemeinsamen Zwecken zu begründen trachtete, da wendete sich der gesunde Sinn des britischen Volks von ihm ab und es bedurfte kaum eines gänzlich mißlungenen Versuchs, eine communistische Colo nie in Indiana, einem der vereinigten Staaten, zu gründen, um seine Theorie alles Ansehens in England zu berauben. Z. 811. Communismus. Mannichfaltiger und praktischer gestalteten sich die kom- munistischen Ideen, die den meisten geheimen Gesellschaften zur Unterlage dienten. Die von Buonarotti, einem Genossen Bab eufs, herausgegebene „Geschichte der Ver- schwörung Babeufs" gab den Anstoß zur Bildung communistischer Vereine mit Ba- beufs Grundsätzen, nur daß sie nicht wie jener ausschließlich derlandwirthschast ihre Aufmerksamkeit zuwendeten, sondern mehr der Industrie. Unter verschiedenen und abwech- selnden Namen (als Volkssreunde, Gesellschaft der Menschenrechte, der Jahreszeiten; zuletzt als Gesellschaft der Gleichheits-Arbeiter, Egalitaires), predigten sie in Reden und Zeitschriften einen rohen Communismus, der den Mate- rialismus als höchstes Naturgesetz ausstellte, die Aufhebung des Eigenthums, der Familie, der Ehe, der wirksamsten Hindernisse der unbedingten Gleichheit und Brüderlichkeit, for- derte, die Civilisation und ihre Träger, die Städte, der Zerstörung preisgeben wollte und nur in völliger G em einsch aft der Arbeit, der Güter und der Genüsse das Glück der menschlichen Gesellschaft erblickte. Diese aller Gesittung und Humanität Hohn sprechende Lehre, zu deren Verwirklichung die Mitglieder der geheimen Verbindung alle, auch die blutigsten und gewaltsamsten Mittel, billigten und empfahlen, schreckte die Bessern und Gemäßigtern endlich zurück und erzeugte Spaltungen — namentlich seit dem Aufftands- versuche v. I. 1839. Es bildete sich eine gemäßigte Communistenpartei, Reformisten genannt, die ihr Ziel in politischer Gleichheit und in gerechter Vertheilung der durch ge- meinsame Arbeit erworbenen Erzeugnisse suchten, während die Babeusisten nach einer Re- volution strebten, um unter einer republikanischen Staatsform die Umgestaltung der bür- gerlichen Gesellschaft nach ihren Grundsätzen zu bewirken. — Auf die unbestimmten An- sichten der Reformisten gründete Cabet durch seine „Reise in Jkarien" (Utopien) und durch Flugschriften den ikarischen Communismus, der zwar auch völlige politische Gleichheit (sei cs in monarchischer oder republikanischer Form) und Gütergemeinschaft ver- mittelst einer Vertheilung der Erzeugnisse des Bodens und der Industrie verlangt, aber die Ehe und Familie bestehen läßt, dem krassen Materialismus des rohen Communismus den Glauben an ein höheres Wesen entgegenstellt, und nicht durch Gewalt, sondern auf dem Wege der Belehrung und Ueberzcugung seine Grundsätze verwirklichen soll. Eine de- mokratische Staatsform gilt ihm als Anfang, ein Ucbergangsstaatsrecht mit allmählicher Verminderung der Ungleichheiten der Güter und der Bildung, durch Abänderung der Erbrechte und Einführung einer gemeinsamen und freien Erziehung, als vermittelnde Pe- riode zu der von Christus gelehrten brüderlichen Gleichheit. — Einen eigenthümlichen Standpunkt behauptet der kritische Communismus des scharfen Dialektikers Proudhon, der das Eigen thum, als die Ausbeutung des Schwachen durch den Starken bekämpfend, („Eigenthum ist Diebstahl") aber auch die Gütergemeinschaft als Ausbeutung des Starken durch den Schwachen darstellend mit Aufhebung der Erblichkeit ein individuelles Eigenthum nach den Leistungen eines Jeden verlangt. Babeufis mu?. Refor- misten. Ikarier (Cabet.) Proud- hon.

6. Bd. 1 - S. 176

1854 - Leipzig : Engelmann
176 Geschichte der alten Welt. In einem demokratisch eingerichteten öffentlichen Staatswesen ist Beredsamkeit eine unentbehrliche Eigenschaft des Staatsmanns; daher die berühmtesten Staats- männer der alten Zeit, ein Themistokles undperikles, zugleich als Volksredner glänzten. Aber ihre Beredsamkeit war eine Gabe der Natur, ihre Reden meistens unstudirte Ergüsse des Augenblicks (Improvisationen), ihr Talent ein angeborenes, ihre Worte natürlich, einfach und schmucklos, nur berechnet die Zuhörer zu überzeugen, zu überreden, Hinzureißen. Als mit der immer mehr zunehmenden Verbreitung der Volks h errsch aft auf die untern Klassen das öffentliche Staats- und Gerichtsleben eine größere Ausdehnung und somit die Beredsamkeit ein weiteres Forum erhielt, suchten Viele, die sich diesem öffentlichen Leben zu widmen wünschten, den Mangel natürlicher Redegabe durch Kunst zu ersetzen. Diesem Wunsche kamen zuerst die Sophisten, be- sonders der Sicilianer Gorgias, der lange in Athen lebte, zu Hülfe. Sie bildeten jene verführerische Kunst, die noch jetzt von ihnen den Namen trägt, und die hauptsächlich darin besteht, durch eine aus Spitzfindigkeiten, Scheinwahrheit und Trugschlüssen beruhende Dialektik und eine geglättete mit Gegensätzen (Antithesen), Redesiguren und überra- schenden Wendungen gefüllte Redekunst (Rhetorik), den Geist der Zuhörer zu be- stricken, zu fesseln und zu lenken. Der reiche Gewinn, den Gorgias, Hippias, Protagöras, Prodikos u. A. aus dieser Kunst zogen, führte ähnlich befähigte und gebildete Redekünstler von allen Gegenden der griechischen Welt, besonders aus Si- cilien und Unteritalien, dem damaligen Sitze aller rhetorischen Künste, nach Athen, was zur Folge hatte, daß von dem an die Rhetorik die vorzugsweise gepflegte Kunst ward, und daß die rhetorische Redeweise nicht nur in den Staats- und Gerichtsredcn, sondern in allen Zweigen der Literatur, in der Tragödie durch Euripides, in der Geschichtschrei- bung durch Thukydid es, Eingang fand; daher die spätere griechische Literatur durch- gängig eine rhetorische Färbung besitzt. — Der Sammelfleiß der alexandrinischen Gelehrten hat uns die Reden von zehn attischen Rednern aufbewahrt. Unter diesen hat An- Andokides h oki des (468—o. 394) noch am meisten das Gepräge alter Einfachheit und schmuckloser Antiphon Beredsamkeit beibehalten, indeß sein Zeitgenosse Antiph on, (479—411) der Lehrer des Geschichtschreibers Thukydides (wegen Theilnahme an dem Umsturz der demokratischen Verfassung durch den Rath der Vierhundert im peloponnesischen Kriege (§. 95.) mit dem Tode bestraft), sowohl durch Errichtung einer Rednerschule, als durch Anfertigung b e- * stellter Gerichtsreden, schon den Weg der spätern Rhetoren einschlug. Dasselbe Lysias that auch Lysias (458 — 378), der, von syrakusanischen Eltern geboren, sich auf Perikles' Aufforderung in Athen niederließ, im Jahre 444 mit der attischen Colonie nach Thurii in Unteritalien zog, wo er sich in seiner Kunst vervollkommnete und dann nach seiner Rück- kehr in Athen eine Redncrschule errichtete und aus Bestellung um Geld Reden fertigte. An seinen Reden, die sich auf mehrere Hundert beliefen, von denen wir aber nur noch 32 besitzen, wird die Reinheit und Klarheit der Sprache, ohne übertriebenen Pathos, die An- schaulichkeit der Darstellung, der einfache und anmuthige Styl gepriesen, dabei aber eine gewisse Nüchternheit gerügt. Sein Epitaphios zu Ehren der im Kriege Gefallenen (dessen Echtheit jedoch von Vielen bestritten wird) gehört in die Gattung der Lob- und Prunkreden, Panegyriken genannt, die von dem an immer allgemeiner wurden. Nach dem Sturz der 30 Tyrannen kehrte Lysias mit Thrasybulos, an den er sich ange- schlossen, nach Athen zurück. — Von nun an nahm die Redekunst eine entschiedene Rich- tung zur Künstlichkeit, wozu die Ausbildung des Theaterwesens mit seinem Mimcn- und Geberdenspiel und die Zunahme diplomatischer Geschäfte und Verhandlungen, durch welche die Geschicke der griechischen Staaten entschieden wurden, nicht wenig beitrugen. Das Haupt dieser, durch Glätte des Styls, Vollendung des Periodenbaus und Wohllaut Zsokrates der Sprache ausgezeichneten Redner ist der Athener Jsokrätes (436 — 338), der als 98jähriger Greis nach der Schlacht von Chäroneiä den freiwilligen Hungertod starb, um

7. Bd. 1 - S. XIX

1854 - Leipzig : Engelmann
Vorrede. Xix Mehrere Abschnitte, besonders in der morgenländischen Geschichte, die durch neuere Forschungen in ein anderes Licht getreten sind, haben eine gänzliche Umarbeitung erfahren. Denn darin besteht nach meiner Meinung der Hauptwerth eines geschichtlichen Lehrbuchs, das sich einiger Verbreitung zu erfreuen hat, daß es der: Anforderungen der Gegenwart in Allem Rechnung trägt, daß es fern neueren Forschungen fortwährend nachgeht und die Resultate derselben, sofern sie auf solider Grundlage beruhen und nicht die Ergebnisse grillenhafter Neuerungssucht sind, in weiteren Kreisen zu ver- breiten sucht. Auf diese Weise wird jede neue Auflage sowohl dem Verfasser als dem Leser auch neues Interesse und neue Belehrung bringen. Für mich wenigstens war bisher die Erweiterung meiner historischen Erkenntniß, die mit jedem Jahre zunehmende Klarheit und Einsicht in den großartigen Organismus der Menschengeschichte der Hauptgewinn der wiederholten Auflagen und Bearbeitungen. Meine Studien wurden dadurch concentrirt, mein inneres Leben auf ein bestimmtes Ziel gelenkt, und manche bleibende Errungenschaft meines Geistes verdanke ich dieser zu fortwährendem Forschen anregenden Beschäftigung. Doch nicht blos die alte und mittlere Geschichte erfuhr eine Erweite- rung und Verbesserung, auch der dritte und vierte Cursus wurde aufs Sorgfältigste revidirt und durch mehrere wesentliche Zusätze und Ergänzun- gen bereichert. Auch habe ich nach der genauen Correctur, die bereits in Leipzig besorgt wurde, die einzelnen Bogen mit wenigen Ausnahmen noch- mals aufmerksam durchgelesen, so daß ich hoffen darf, daß die Leser ein von Druckfehlern möglichst freies Buch erhalten werden. Auch bei dieser sechsten Ausgabe kamen mir einige schriftliche Bemer- kungen aus der Ferne zu Statten, für die ich hiermit öffentlich meinen Dank ausspreche. Die sorgfältige Benutzung derselben mag als Beweis die- nen, wie hoch ich solche Zeichen der Theilnahme aufnehme. Unter andern fühle ich mich einem wohlwollenden Gönner des Buchs in Lausanne für mehrere Notizen über die französische Literatur verpflichtet. Daß das Werk, das doch hauptsächlich für die reifere Jugend und den gebildeten Mittel- stand Deutschlands geschrieben und jedenfalls aus einem deutschen Her- zen hervorgegangen ist, auch im Auslande bekannt und verbreitet wurde, wie aus mehreren Uebersetznngen hervorgeht, darf doch wohl als Beweis angesehen werden, daß die historische Gerechtigkeit und objektive Haltung, mit der die geschichtlichen Erscheinungen dargestellt und der moralische

8. Die Weltgeschichte in übersichtlicher Darstellung - S. 369

1858 - Leipzig : Engelmann
Großbritannien. 369 führte die Verarmung des kleinen Landeigenthümers und der Gewerbsleute von geringem Kapital herbei. Der Grundbesitz kam ausschließlich in die Hände begüterter Evelleute, die durch gesteigerten Pachtzins und durch Erwirkung von Korngesetzen gegen die Einfuhr fremden Getreides ihre Einkünfte zu mehren wußten; die Industrie fiel den reichen Frabrikherren anheim, die durch Ausdehnung des Geschäfts die weniger Bemittelten überflügelten; der bürger- liche Mittelstand nahm ab, während die Zahl der Frabrikarbeiter, die von der Hand zum Munde leben, sich auf bedenkliche Weise mehrte. Schwere den Gemeinden auferlegte Armensteuern und zeitweise Zuschüsse der Regie- rung vermochten dem Elend nicht zu wehren. Von Roth und Mangel getrie-^»^^ den versuchten die Proletarier wiederholt durch Aufstände sich eine bessere Lage zu erkämpfen, aber ihr ungesetzliches Beginnen schlug jedesmal zu ihrem Schaden aus. Leicht wurde der wehrlose Haufen von der Militärmacht zu Paaren getrieben; die blutige Züchtigung der Insurgenten zu Man- rsw. chester hat jedoch der Regierung harten Tadel zugezogen. Bald strebten die untern Volksklassen auch nach politischem Einfluß. Um auf die Gesetzgebung einzuwirken drangen sie auf allgemeines Wahlrecht (ohne Census), auf jährliche Parlamente, auf geheime Abstimmung u. dergl. m. Sie legten ihre Grund- sätze in einer Volkscharte nieder, wovon sie den Namen Chartisten erhielten. Ihrer Einwirkung ist die Milderung der Korngesetze wodurch die Einfuhr fremden Getreides erleichtert ward, zuzuschreiben (1842). §. 549. 2) Nach den schweren Kämpfen gegen Napoleon trat in England ein Zustand der Erschlaffung ein. Der in Lüsten und Genüssen versunkene Kö- rung. nig Georg Iv., der in seiner Jugend mit der Opposition gegangen, schenkte sein Vertrauen den kalten, in Pitts Staatsweisheit ergrauten Tories und wen- dete Augen und Herz von seinem Volke ab. Dieses lohnte ihm mit Abneigung und Haß, besonders als er das erste Jahr seiner selbständigen Regierung durch einen ärgerlichen Ehescheidungsprozeß vor dem Oberhause gegen seine 1820- Gemahlin Karoline von Braunschweig, die in unfreiwilliger Trennung von ihm lebte, denkwürdig machte. Als die Königin im nächsten Jahre starb, folgte issi. ihr die Theilnahme und das Mitleid der Nation ins Grab, so wenig auch ihre Sitten und Lebensweise zu loben waren. Castlereagh, der langjährigege- nossegeorg's und derträger einer falschen, treulosen Politik, gab sich in einem Ansall von Schwermuth selbst den Tod. Dies erschütterte den König, auf tiem 12189il‘3- so manchejugendsünde lastete, im höchsten Grad und machte ihn menschenscheu. In düsterer Zurückgezogenheit verbrachte er die letzten Jahre seines Lebens, während welcher der große Staatsmann Canning, der sich den Grundsätzen der Whigs näherte, dem englischen Jnselreiche wieder seinen frühem Vorrang verschaffte. Da Georgs Iv. einzige Tochter, die geistreiche und liebenswürdige Prinzessin Charlotte (mit Leopold von Koburg, dem nachnialigen Kö- nig der Belgier, vermählt), jung und ohne Kinder gestorben war, bestieg nach des Königs Tod sein Bruder Wilhelm Iv., ein schlichter, gerader26.Juni Mann, den Thron. Unter ihm bekamen die Whigs die Leitung der Regie- rungsgeschäfte in die Hände und die wichtige nach den heftigsten Kämpfen heim iv. durchgesetzte Parlaments-Reform, wodurch die Parlamentswahlen nach^Mä/z' der Zahl der Bevölkerung neu geordnet und daö Wahlrecht von einem bestimm- 18s1- ten Einkommen (Census) abhängig gemacht wurde, war ein Sieg des liberalen Mittelstandes über die Aristokratie. Bald nachher kam auch die Sklaven- emancipation zu Stande, woran Wilberforce, Burton und andere Philanthropen viele Jahre gearbeitet. Mit großen Entschädigungskosten für die Pflanzer setzte England in seinen Kolonien die Sklaven in Freiheit und suchte seitdem aus allen Kräften auch andere Nationen zu ähnlichen Schritten Weber, Weltgeschichte. 5. Aufl. /iru

9. Bd. 1 - S. 347

1883 - Leipzig : Engelmann
H 204. Das Römerreich. 347 Tafelchen getreten war, wurde der Einfluß der Optimalen auf die vermögenlose, Me Menge noch größer als zuvor, da bei dem Mangel eines selbständigen, wohlhabenden Mittelstandes de^Vornehmen nun die beste Gelegenheit gegeben war, dnrch Bestechung Strmmenkauf und Freilassung von Sklaven die größte Wahlbeherrschung zu üben und dre Abstimmung nach ihren Wünschen zu lenken. Zur Hebung dieses Mißstandes gab es zwer Wege, 'ndem man entweder durch Ertheiluug des vollständigen Bürgerrechts an du^ atrnrsche«-Bundesgenossen den besitzenden Mittelstand vermehrte, oder aber durch gleichmäßigere^erth" luna des Grundbesitzes der wachsenden Verarmung steuerte; gegen lenes Mittel sträubte sich der Stolz und die Herrschsucht der mächtigen Aristokraten, gegen dieses dre Haucht und der Eigennutz der Landeigenthümer, die ihre zu Grafschaften und Fürstentümern erweiterten Latt-fundien zu einem Ganzen abgerundet und einen Theil davon zu Gartenanlagen, mit prachtvollen, von Säulen getragenen und mit Kunstwerken geschmückten Landhäusern umgeschaffen batten. „Du läßt den Marmor zerschneiden, um Prachtgebaude aufzutürmen, ruft Horaz dem Habgierigen zu, „und dehnest den Strand um Bajä ins rauschende Meer aus, ohne zu bedenken, daß du bald eine Leiche sein wirst. Du verrückest den Markstein deines Landgutes und twist habsüchtig über die Grenzen der Schützlinge. Vertrieben werden, der Heunath Götter rat Busen tragend, Mann und Weib sammt den schmutzigen Kindern." - Trb. Gracchus und feine Freunde und Gesinnungsgenossen wurden nicht minder durch dre Sorge für dre Zubruft des Vaterlandes, als durch Rücksichten der Humanität auf den Weg der Reform geführt. Der gleichzeitige fnrcht-bare Sklavenkrieg in Sicilien stand als warnendes Beispiel vor rhren Angen welche Gefahren die zunehmende Sklavenmenge der Gesellschaft und dem Vaterland bringen müsse Seitdeml die Römer festen Fuß in Vordereren gefaßt, wurde der Sklavenhandel rm großawgsten Maßstabe organisirt; die kretischen und kilikischen Seeräuber machten dre erntraglrchsten Geschäfte mrt den Gefangenen, die sie ans Delos und andern Märkten an dre italischen Sklavenhändler verkauften, daher auf den griechischen Inseln und in den Landschaften Kleinasiens die Menschen^ und der Menschenraub zu den schrecklichsten Plagen gehörte, womit die Erdbewohner jemals heimgesucht wurden; die römischen Zollpächter und Beamten standen daber den Korsaren Mfrnch zur Seite und theilten dann den Gewinn mit denselben. „Auf dem großen Sklavenmarkt m Delos, schildert Mo mm seit diesen Zustand, „wo die kleinasiatischen Sklavenhändler ihre Waare an dre italienischen ©peculanten absetzten, sollen an einem Tage brs 10,000 Sklaven ausgeschifft und vor Abend alle verkauft gewesen fein - ein Beweis zugleich, welche ungeheure Zahl von Sklaven geliefert ward und wie dennoch die Nachfrage immer das Angebot Überstieg. Es war kein Wunder • solche Sklavenheerden waren ein vortreffliches Werkzeug der mannichfaltigsten Speculationen und wurden fast auf jedem Gebiet des Erwerbes verwandt. Durch sie wurden großenteils die Handwerke betrieben, so daß der Ertrag dem Herrn zufiel. Durch die Sklaven der Steuerpacht-Gesellschaften wurde die Erhebung der Gefälle in den untern Graden regelmäßig beschafft. Ihre Hlnde besorgten den Grubenbau, die Pechhütten und was der Art sonst noch vorkommt: schon früh kam es auf, Sklavenheerden nach den spanischen Bergwerken zu senden, deren Vorsteher sie bereitwillig annahmen und hoch verzinsten. Die Wein- und Olivenlese wurde in Italien schon zu Cato's Zeit nicht von den Leuten auf dem Gut bewirkt, sondern einem Sklavenbesitzer in Accord gegeben Vor allem aber waren es die Weidewirtschaft und der Feldbau, welche man durch Sklaven beschaffen ließ. Die Hütung des Viehes, besonders der Ziegen- und Schaasheerden, ward in Italien schon längst ans den großen, zur Weide liegenden Strecken durch bewaffnete, häufig berittene Hirtenfklaven besorgt; dieselbe Art der Weidewirthschaft ward auch tn den Provinzen ein beliebter Gegenstand der römischen Speculaüon — so war zum Beispiel Dalmatren kaum erobert, als die römischen Capitalien anfingen, dort die Viehzucht im Gvoßeu zu betterben " Aber in jeder Beziehung weit schlimmer noch war der eigentliche „Plantagenbau", dre Bestellung der Felder durch die an die Gutsbesitzer heerdenweise abgelieferten Sklaven. Mit dem Eisen gestempelt und an den Füßen gefesselt, mußten sie während des Tages, von unbarmherzigen Aufsehern bewacht und angetrieben, die schwere Feldarbeit verrichten und wurden des Nachts m dm gemeinschaftlichen Arbeiterzwinger (ergastulum), ein festes, häufig unterirdisches Kellergeschoß mit kleinen, in der Höhe angebrachten Fensteröffnungen, zusammengesperrt. Noch Ovid und Tibull vernahmen den Gesang der Unglücklichen mit dem Klirren ihrer Ketten vermischt oder m der Mühle, „deren Elend groß war." Mag anfangs die Fesselung und Brandmarkung nur als ©träfe für Vergehen oder Entweichungsversuche auferlegt worden sein, so wurde es docy I

10. Bd. 1 - S. 478

1883 - Leipzig : Engelmann
478 Geschichte der alten Welt. §. 264. lagen standen manche Völker des Morgenlandes nicht hinter den Römern zurück; in Handel und Seefahrt haben die Phönizier und Karthager ein wunderbares Geschick kund gegeben, aber in der Ausbildung praktischer Staatsformen und umfassender Gesetze und Rechtsinstitute, wie in großartiger Kriegskunst stehen die Römer einzig da; diese beiden Wissenschaften sind die Ergebnisse ihrer ureigenen Naturanlage. Werfen wir einen flüchtigen Blick zurück auf das Alterthum, dessen Gebiet wir jetzt zu verlassen im Begriff stehen, so werden wir leicht bemerken, daß unser gesammtes Geistes - und Culturleben in demselben seine Wurzeln hat, und daß wir nur in wenigen Dingen, die auf reiner Geistesthätigkeit beruhen, die Errungenschaften der alten Welt überholt haben. Ans dem Orient sind unsere Religionsbegriffe geflossen, Griechenland hat für Kunst und Schönheitssinn ewig gültige Vorbilder und Gesetze aufgestellt und Rom hat die Rechtsverhältnisse der menschlichen Gesellschaft im Staats-, Gemeinde- und Privatleben mit einer solchen Umsicht und Verstandesschärfe geordnet und festgesetzt, daß die überwältigende Macht der römischen Gesetzgebung und Rechtsbestimmungen noch bis zur Stunde in allen Culturstaaten bemerkbar ist
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